Baubericht des UBA
Bereits im Jahre 1912 wurde durch die Verlegung des Botanischen Gartens in das Quartier zwischen Lerchen-, Oken und Schänzlestrasse der Grundstein für eine zukünftige Präsenz der Universität im Freiburger Stadtteil Herdern gelegt. Freilich ist der Universität für diesen damals mutigen Schritt eine gehörige Portion Pioniergeist zu bescheinigen, lag das Gelände doch für damalige Verhältnisse fernab von den Uni-Einrichtungen im Stadtzentrum, vor den Toren der Stadt, in einem weitgehend unbebauten Terrain zwischen Herdern und Zähringen.
Der mächtige Bau des Botanischen Institutes innerhalb des Botanischen Gartens machte die Entschlossenheit der Universität nach räumlicher Auslagerung an den neuen Standort in Herdern deutlich. Als dann in den 20 er Jahren vor den Psychiatrischen Kliniken längs der benachbarten Hauptstraße ein Neubau bezogen wurde, bekam der neue Universitätsstandort mit den Begriffen Außenklinik und Ausseninstitute einen festen Platz in der Begriffswelt der Freiburger Universität. Daran konnten auch die verheerenden Verwüstungen des alliierten Bombenangriffs vom November 1944 nichts ändern. Das beschädigte Botanische Institutsgebäude wurde wiederaufgebaut. Mitte der 50er Jahre entstand an der Schänzlestrasse ein weiterer Institutsneubau, die sog. Mikrobiologie. Der vorläufige Höhepunkt für die Biologie in Freiburg war dann 1967 der Ersatzbau (Biologie II/III) für das Botanische Institut.
Weite Teile südlich des Botanischen Gartens, in direkter Nachbarschaft zur Psychiatrie 1 waren im Besitz eines privaten Gärtnereibetriebes, der aber zu Beginn der 80-Jahre zum Grundstücksverkauf an das Land bereit war. Damit konnte eine letzte Baulandreserve in diesem Quartier gesichert werden und es sollten lediglich 10 Jahre vergehen, bis auch diese Reserve aufgebraucht sein würde.
Im Januar 1993 wurde die HU-Bau für den Neubau des Zoologischen Institutes der Universität Freiburg an der Hauptstraße genehmigt. Nach der Zustimmung zur Baudurchführung im Sommer 1993, konnte im Frühjahr 1994 mit den Bauarbeiten begonnen werden.
Das umfangreiche Programm der Nutzungsanforderung für die Zoologie erforderte einen kompakten Baukörper, da der Grundstückszuschnitt eher knapp bemessen war. Die erforderlichen baurechtlichen Befreiungen und eingeräumten Schmalseitenprivilegien, hauptsächlich gegenüber den öffentlichen Angrenzern, mußten durch ökologische Ausgleichsmaßnahmen kompensiert werden. So hat der Glasbach, der den südlichen Grundstücksteil tangiert, auf einer Länge von über 40 Metern einen naturnahen Ausbau des Bachbettes und des Nordufers erfahren. Das alles aber auch zum Vorteil der Studierenden: Wurde doch jüngst am Zoologischen Institut ein Lehrstuhl für Fließwasserökologie eingerichtet!
Der in intensiven Arbeitsroutinen mit dem Rektorat und dem Baubeauftragten des Institutes, Prof. Dr. Vogt, sowie in vielen Planungsbesprechungen mit der Oberfinanzdirektion entstandene Neubau besteht im Wesentlichen aus drei Einzelelementen: Die konkav geschwungene Laborspange mit dem typischen tiefen Raumgefüge. Vis a vis an einem sich verjüngenden Mittelflur, die Bürospange, die Denkzellen in verschiedener Größe für die Institutsleiter und den wissenschaftlichen Stab anbietet. Die räumliche Spreizung der Flure bietet, nach amerikanischem Vorbild mit Hilfe von Tafeln, Projektionsanschlüssen und Sitzgelegenheiten, die Möglichkeit der sog. Spontandiskussion unter den Wissenschaftlern. Das dritte Einzelelement bildet der Rundbau an der Südost-Ecke der Gesamtanlage. Seine Rundung ist im Foyer deutlich zu spüren, gleichwohl setzt er sich von der Labor- und Bürospange bewußt ab. Die so entstandenen Zwischenräume werden für den Haupt- und den Seiteneingang benutzt.
Im Rundbau ist, losgelöst vom Forschungsbereich, der Lehrbereich untergebracht. Die Rundform bietet die Möglichkeit der sternförmigen Anordnung der Regale in der zweigeschossigen Institutsbibliothek mir ihren 20.000 Bänden. Im oberen Bereich, rundum an der Glasfassade befinden sich die Leseplätze mit direktem Zugriff zu den Zeitschriften, die in der Umwehrung der runden Deckenöffnung integriert sind.
Der unter der Bibliothek befindliche runde Hörsaal mit seinen 120 Sitzplätzen hat eine fast intime Atmosphäre und aufgrund der exzellenten Raumakustik können Vorträge i.d.R. ohne Mikrophon abgehalten werden. Das Cafe im Erdgeschoss des Rundbaus bildet durch seine Verglasung und durch seine Terrasse einen direkten Kontakt zur Straße und zum Glasbach. Hier begegnen sich Universitätsalltag und Öffentlichkeit. Eingerahmt vom Cafe, Räumen der häuslichen Organisation, sowie den großräumigen Kurssälen befindet sich hier die sehenswerte Zoologische Schausammlung. Präparierte Tiere in großer Zahl, ganz vorne ein Elefantenskelett, empfangen den Besucher.
Die durch alle Geschosse laufende westliche Flurwand bildet das statische Rückgrad des Gebäudes. Gleichzeitig ist sie Verteilerwand für die haus- und medientechnische Versorgung der Labors, der Kursräume im EG und der Tierhaltung im 1.UG. Kammartig verzweigt sich das Leitungssystem von den Technischen Dach- und Kellerzentralen zu den einzelnen Geschossen und läßt das Erdgeschoss weitgehend frei für eine großzügige Grundrisslösung. Der Lehrbereich ist vom Forschungsbereich losgelöst. Zu erwähnen wäre noch die Tierhaltung im 1.Untergeschoß. Stark unterschiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeit stellten hohe Anforderungen an die Planer. Hinzu kamen die Forderungen des Betriebsmediziners an die Oberflächen der Wände und Decken. In der Tierhaltung sind zur Zeit Insekten und tropische Fische in über viertausend Aquarien untergebracht.
Wofgang Reichle
Universitätsbauamt Freiburg